Kluge nimmt leicht Fahrt raus: Auch fürs Leben nach dem Sport

Rudern – Platz zehn beim Weltcup / Kein Nachrücker-Platz für Olympia

Das müssen sie erst einmal sacken lassen: Für Peter Kluge (l.) und Clemens Ernsting platzte in Luzern der Traum von den Olympischen Spielen 2016. Foto: Seyb/DRV
Das müssen sie erst einmal sacken lassen: Für Peter Kluge (l.) und Clemens Ernsting platzte in Luzern der Traum von den Olympischen Spielen 2016. Foto: Seyb/DRV

ib Posen/Glüsingen. Das nackte Ergebnis vermittelte für Außenstehende den Eindruck eines Fehlschlags. Diese Interpretation widerlegte Peter Kluge.

Wenn er und sein Partner Clemens Ernsting es unbedingt darauf angelegt hätten, wäre mehr als der zehnte Platz beim Weltcup in Posen drin gewesen. Dennoch reiste das deutsche Duo mit einem durchaus guten Gefühl aus Polen wieder ab.

Logisch: Seit der verpassten Olympia-Qualifikation sei ein wenig „die Luft raus“, gibt der 25-Jährige – durchaus nachvollziehbar – zu. Während die anderen für Rio qualifizierten Nationen in Posen voll im Saft standen, haben Kluge/Ernsting ein wenig Fahrt rausgenommen. Im alltäglichen Training. Aber auch im Halbfinale am Sonnabend. Nach einem bescheidenden Endspurt im Vorlauf (Kluge: „Da herrschte bei uns miese Stimmung“) und einem zweckdienlichen Hoffnungslauf ging das deutsche Boot mit der Prämisse an den Start: Mal schauen, wie wir auf halber Strecke so liegen und ob es dann noch Sinn macht, voll durchzuziehen.

Tatsächlich bestand bei 1000 Metern durchaus noch Kontakt zum Dritten. Kluge: „Wir hatten uns schon vorgenommen, auf den mittleren 1000 Metern ordentlich Wumms zu machen.“ Doch wenig später betrug der Rückstand auf die Quali-Plätze für das A-Finale schon mehr als eine Bootslänge. „Das war utopisch, da noch ranfahren zu wollen“, meinte Kluge. Also ein, eher zwei Gänge raus. „Wir sind auf einer 30er-Frequenz pro Minute runtergegangen – das waren gleich einmal sieben, acht Schläge weniger.“ Rumänien und Ungarn zogen hingegen durch und noch vorbei. Die große Lücke zu den anderen Teilnehmern relativierte sich ergo.

Im B-Finale sprang schlussendlich Rang vier heraus – mit nur zwei Zehnteln Rückstand auf den Zweitplatzierten. Kluges Fazit: „Es hätte durchaus schlechter laufen können. Im Grunde war es das taktisch stabilste Renn-Wochenende in den letzten zwei Jahren von Clemens und mir. Wir sind nicht abgeschmiert.“

Abgesägt wurde der Glüsinger aber schon. Von Bundestrainer Ralf Holtmeyer. Kluges letzte Hoffnungen, vielleicht noch als Ersatzmann mit zu den Olympischen Spielen im August zu fahren, erfüllten sich nicht. Stattdessen nominierte der DRV die Youngster Torben Johannesen/Johannes Weißenfeld, die in Posen das B-Finale gewannen. Es hätte ein Für und Wider beim Abwägen der Nachrücker-Kandidaten gegeben, meinte Kluge.

Der Bundestrainer sah ihn und seinen Vordermann stattdessen für den Zweier mit Steuermann bei der WM der nicht-olympischen Bootsklassen im August vor. Doch das lehnten Kluge/Ernsting dankend ab. Vielmehr will das Gespann die kommenden Monate nutzen, um „für das Leben nach dem Sport“ voranzukommen. Was freilich nicht heißt, dass das Rudern nun an zweite Stelle rückt. „Wir werden schon weiterhin Gas geben, wollen aber das Leben nebenher nicht mehr zu vernachlässigen“, begründete Kluge. Auch das: nur allzu verständlich nach vielen Entbehrungen zuletzt.

Quelle: Isenhagener Kreisblatt, 21. Juni 2016

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