Interview mit Lutz Petzold

Der ehemalige erste Vorsitzende des RVGH im Interview mit dem Isenhagener Kreisblatt

»Ruderpapst« Lutz Petzold wird Ehrenvorsitzender

Lutz Petzold an seinem Lieblingsort: der Bootswerkstatt.

Isenhagener Kreisblatt: Herr Petzold, Sie waren 30 Jahre lang erster Vorsitzender beim RVGH und wurden nun zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Wann und wie fing alles an?

Lutz Petzold: Im Winter 1973. Dr. Dietrich Korn, der damalige Direktor des Gymnasiums Hankensbüttel, hatte die Idee, einen Ruderverein zu gründen und kam auf mich zu. Der Verein der Eltern und Freunde des Gymnasiums finanzierte zwei Ruderboote – die »Gatow« und die »Frohsinn«, die auch heute noch in einem topp Zustand sind. Zunächst gab es nur eine Ruder-AG am Gymnasium.

IK: Und wie ging die Entwicklung weiter?

Petzold: Rasant. Am 5. Juni 1975 wurde der Verein gegründet. Das war nur möglich, weil Dr. Butting mit ins Boot gestiegen ist. Er hat nicht nur als Trainer gearbeitet, sondern den Verein jahrzehntelang unterstützt und den Grundstein für die Zukunft gelegt. Das Bootshaus – ein ehemaliges Bundeswehrfeldhaus aus Knesebeck – und das Vereinsheim wurden wenig später gebaut. Der Sanitärtrakt kam Mitte der 80er Jahre dazu. 1990 wurde die Werkstatt mit Bootshalle errichtet. Alles in Eigenregie, versteht sich. Ohne die vielen ehrenamtlichen Helfer wäre das gar nicht möglich gewesen. Wir haben etwas aus dem Nichts erschaffen.

IK: Eine solide Grundlage.

Petzold: Genau. Sein Standbein fand der Verein dann im Wanderrudern. Von 1976 an wurden auch Auslandswanderfahrten organisiert. Das war für die Jugendlichen eine tolle Möglichkeit, ins Ausland zu kommen, und war damals sehr attraktiv. Regattasport zu betreiben, war aus finanziellen Gründen für einen kleinen Verein wie unseren in dem Maße nicht möglich.

IK: Und heute?

Petzold: Der neue erste Vorsitzende Thomas Krummel intensiviert den Regattasport, und das ist auch wichtig. Nach 30 Jahren braucht der Verein diesen Schub in Richtung Wettkampfsport. Thomas ist für uns ein echter Glücksfall. Er ist der optimale Nachfolger für mich. Denn er bringt sich und seine Familie so toll in den Verein mit ein. Das ist selten. Bei ihm weiß ich mein ‚Lebenswerk‘ in guten Händen. Und das habe ich mir gewünscht.

IK: Was ist mit Ihnen? Heißt das, Sie werden sich nun ganz und gar zurückziehen?

Petzold: Auf keinen Fall. Da gibt es zwei Aufgaben, die ich auch als Ehrenvorsitzender weiterführen werde, denn ich fühle mich dem Verein unheimlich verbunden. Zum einen bin ich weiterhin Bootswart. Die Bootswerkstatt ist mein Lieblingsort. Ich kümmere mich sehr gerne um die Reparatur der Boote. Zum anderen das Rasenmähen. Ansonsten ziehe ich mich zurück. Ich sehe, dass es auch ohne mich geht.

IK: Fällt Ihnen das denn leicht?

Petzold: Nein, natürlich nicht. Ich habe mein ganzes Herzblut in den Verein gesteckt. Aber das war die Sache Wert. Ich war immer der Motor, der alles vorangetrieben hat, habe etliche Wochenenden geopfert und jeden Stein und jedes Stück Holz mit angefasst. Ich war nie der Vorsitzende, der nur hinter seinem Schreibtisch sitzt und die Geschäfte leitet, sondern Mädchen für alles. Ich weiß selbst nicht, wie ich immer wieder den Schwung gefunden habe, weiterzumachen. Es ist ja schon selten, dass jemand so etwas 30 Jahre lang macht. Aber ich vertraue ruhigen Gewissens darauf, dass Thomas Krummel sein Amt genauso gut machen wird. Er ist sehr engagiert und setzt sich voll ein.

IK: Welche anderen Namen fallen Ihnen denn im Zusammenhang mit dem Ruderverein ein?

Petzold: Natürlich die Ehrenmitglieder Dr. Butting, der ja leider verstorben ist, Dr. Korn, Friedrich Müller und Wilhelm Müller. Sie alle waren von der Geburtsstunde an mit dabei. Außerdem gibt es da noch Bernd Dralle. Er saß mit im ersten Boot, war damals gerade einmal 16 Jahre alt, und hat bis heute immer Kontakt gehalten. Ich habe ihn als Ehrenmitglied vorgeschlagen. Und der Ruderverein hat ja auch tolle Leute hervorgebracht. Ingo Tribian als Deutschen Hochschulvizemeister, Tobias Schäfer als Deutschen Meister und Andreas König und Ulf Hallmann, die sich als Trainer deutschlandweit einen Namen gemacht haben.

IK: Wie sehen denn ihre Zukunftspläne aus?

Petzold: Ich bin immer noch sehr aktiv und richtig fit. Am Montag starten meine Frau, die übrigens auch jahrzehntelang im Verein tätig war, und ich zu einer Ruder-Tour auf der Donau. Wir wollen von Ulm bis an die serbische Grenze. Übernachtet wird im Zelt. Wir werden erst Ende September zurück sein.

Quelle: Isenhagener Kreisblatt, 16. August 2003
mit freundlicher Genehmigung von www.isenhagener-kreisblatt.de
Lutz Petzold an seinem Lieblingsort: der Bootswerkstatt. Obwohl er nach 30 Jahren als erster Vorsitzender zurückgetreten ist, gehört er noch lange nicht zum alten Eisen. Foto: Dolezych

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